Dieser Beitrag enstand nach dem
5. Seminar "Radioreparatur in Theorie und Praxis",
die Teilnehmer legten auf das Thema Signalverfolgung ("was messe
ich wie und wo?") besonderen Wert. Wir haben eine dreistufige Vorgehensweise
zur Wiederinbetriebnahme besprochen.
1. Messungen, die erforderlich
sind, bis das Gerät eingeschaltet werden bleiben kann (bis dahin
darf immer nur kurzzeitig eingeschaltet werden).
2. Messungen, die zur Wiederherstellung
sämtlicher Funktionen führen, bzw. alle Funktionen prüfen.
Ziel der Maßnahmen: Der mehrstündige Dauertest.
3. Die Kür: Es gibt Aktivitäten,
die man sich zweckmäßig bis zum Schluss aufhebt. Schließlich
kann sich während der Prüfungen nach 2. auch herausstellen, dass
die Wiederinbetriebnahme wegen gravierender Defekte abgebrochen werden
muss.
Zur Kür gehört ein eventuell
erforderlicher Nachgleich im Hf-Teil und die Beseitigung eventueller Verzerrungen
im Nf-Teil, insbesondere bei Gegentaktendstufen und der Betrieb bei maximaler
Leistung (Aussteuerung) und weitere Maßnahmen. Ziel der Maßnahmen:
Alle Funktionen wieder zu 100% herzustellen und die Betriebssicherheit
zu gewährleisten.
1. Die Ersteinschaltung wird
bereits im Abschnitt Noch einmal die Ersteinschaltung
behandelt. Das nebenstehende Bild (rechts) zeigt nochmals die wichtigsten
Messpunkte:
(1) Anschluss einer 220/260
Volt 5/7 Watt Prüflampe an den Sicherungshalter, s. Foto im vorgenannten
Abschnitt. Man beobachtet die Gleichspannung an (2),
die langsam ansteigen sollte.
(3) Verlaufen die Prüfungen gut, wie im vorgenannten
Abschnitt beschrieben, messen wir jetzt bei bereits
kurzzeitig eingeschaltetem Gerät die Spannung am Steuergitter der
Endröhre, die keinesfalls >0 sein darf. Findet man hier einige Volt
Gleichspannung, so muss sofort ausgeschaltet und der Koppelkondensator
ausgewechselt werden. Einen überhöhten Anodenstrom durch eine
Gleichspannung am Steuergitter erkennt man auch durch die sichtbaren Spuren
einer Überhitzung des Kathodenelkos (s. kleines Foto).
(4) Hier misst man noch die Gleichspannung an
der Kathode, die meist etwas unterhalb des erwarteten Wertes liegt. Sie
darf keinesfaslls "0" oder fast 0 betragen, in diesem Fall muss wieder
sofort ausgeschaltet und der Kathodenelko ausgewechselt werden (sie
ist natürlich auch null, wenn kein Strom durch die Röhre fließt).
Der am Amperemeter an (2)
gemessene Strom sollte sich jetzt auf einen Wert unterhalb des im Schaltbild
angegebenen Stromes einstellen, das Gerät beibt zur weiteren Signalverfolgung
eingeschaltet. Man misst dann die Spannungen an den Punkten (5), (6)
und
(7).
Eventuelle Kurzschlüsse in den Anodenkreisen der übrigen Röhren
sind durch Vorwiderstände geschützt. Es gibt also höchstens
kaputte Widerstände, keine ernsthaften Folgeschäden.
2. Für die weitere Signalverfolgung kann
man eine Netzsicherung mit deutlich niedrigerem Wert als dem Vorgeschriebenen
einsetzen. Dies ergibt eine deutlich bessere Frühwarnung. Man orientiert
sich an der auf der Rückwand angegebenen Leistungsaufnahme, die Sicherung
("träge"!) muss nur den Einschaltstromstoß überstehen.
Man misst nun auch die Spannungen am zweiten, falls vorhanden auch am dritten
Siebelko, von hier werden die übrigen Röhren versorgt. Fehler
sucht man auch wieder durch Ablöten verschiedener Drähte.
Man prüft zuerst den Tonverstärker (TA-Taste),
weil dieser dann als Messgerät benutzt werden kann. Das Bild rechts
zeigt eine typische Tonfrequenzspannung (hier: "Mozart"), zum Prüfen
der maximalen Aussteurung muss jedoch ein sinusförmiges Signal an
den TA-Eingang gelegt werden. Man kann dieses bei Bedarf, bzw. bei Verdacht,
auch (über einen Kondensatur 22nF) an das Gitter einer Röhre
im Tonverstärker legen.
Sind die Spannungen vorhanden, prüft man Röhren,
Kontakte, Ausgangstrafo und Lautsprecher.
Dann wenden wir uns dem ZF-Verstärker zu:
(8), (8a), (9), (9a) An den Zf- Röhren werden
die Gleichspannungen an den Anoden und an den Schirmgittern gemessen. Dies
gilt auch für eine eventuell vorhandene weitere Zf-Röhre.
An den Anoden der Zf-Röhren (8) und (9)
kann auch die der Gleichspannung überlagerte Zf nachgewiesen werden.
Dazu ist ein Oszilloskop erforderlich. Man stellt den Tastkopf des Oszilloskops
auf die hochohmige Position (Faktor 10), um den Zf-Kreis nicht zu
sehr zu belasten. Trotzdem wird dieser durch den Tastkopf verstimmt, ein
eventuell empfangener Sender verstummt. Im AM-Betrieb kann auf diese Weise
auch die Oszillatorschwingung an der Anode der Triode (9b) nachgewiesen
werden. Im FM-Bereich wird dies nicht gelingen, weil der Oszillator infolge
der Verstimmung durch den Tastkopf aussetzt.
(9b) Hier misst man die Anodenspannung an der
AM-Oszillatorröhre, vorausgestzt, K1 befindet sich in der Position
eines AM-Bereiches.
(10) Hier liegt die (negative!) Regelspannung
im FM-Bereich.
(11) Hier wird die (negative!) Regelspannung
mit überlagerter Tonfrequenz im der AM-Bereiche gemessen.
(12) Hier misst man die Tonfrequenzspannung im
FM-Bereich.
Schlechte Tastenkontakte sind einige häufige Ursache
für fehlende Spannungen. Man misst daher zweckmäßig bei
der Fehlersuche auch an den Anschlussstiften der Kontakte!
(K1) Hier wird die Anodenspannung zwischen AM-Oszillator
(schwingt
nicht im FM-Betrieb) und UKW-Tuner umgeschaltet.
(K3) Hier wird der Signaleingang des Tonverstärkers
zwischen dem FM_Signalnund den AM-Signalen umgeschaltet.
Für die weiteren Messungen bei nicht befriedigendem UKW-Empfang siehe auch Abschnitt: Kein Empfang im UKW-Bereich
Im UKW-Kästchen unterwegs
(12) Hier wird die dem UKW-Tuner zugeführte
Anodenspannung gemessen, sofern K1 in der UKW-Position steht.
(13) und (14) Wenn der UKW-Bereich immer
noch stumm bleibt, der Oszillator eventuell nicht schwingt, muss in den
meisten Fällen das Kästchen geöffnet werden. Man prüft,
ob die Spannungen auch wirklich an den Anoden ankommen.
Die Kür:
Sind alle Funktionen gegeben und das Gerät ist für
den täglichen Einsatz vorgesehen, geht man an die Feinheiten. Das
ist das Aufspüren und Beseitigen von Verzerrungen im Tonverstärker,
ganz besonders bei Gegentaktendstufen, wo unbedingt auf die Symmetrie geachtet
werden muss. Dazu gehört auch ein Betrieb bei Vollaussteuerung mit
einem sinusförmigen Signal über mehere Minuten. Man verwendet
statt der Lautsprecher Widerstände 5Ohm/10 Watt. Vorsicht, die werden
ziemlich warm.
Dann geht es zu den höheren Frequenzen: Nachgleich
aller Zf-Stufen, Oszillator- und Eingangskreise. Die Zf-Mittenfrequenzen
liegen häufig neben dem Sollwert, was den Empfang nicht unbedingt
beeinträchtigt. Die Folge von unzähligen kleinen Nachjustierungen
in der Vergangenheit.
Man wird nun auch noch jede Menge kleinerer Beanstandungen
finden, die vorher nicht auffielen. Weil man ja erst jetzt gründlich
testet und weil das Gerät erst jetzt richtig warm geworden ist. Zum
Beispiel Schlupf der Skalenseile, aber auch Ausfall von Bauteilen, die
zum Beispiel die Volllastprüfung bei Nennspannungen und -Strömen
nicht überlebt haben.
Man muss irgendwann aufhören. Aber es ist kein Fehler,
nach dem nun vielstündigen Betrieb - auch unter Vollast - nochmals
die wichtigsten Spannungen zu prüfen.