Verborgene
Fertigungsfehler bei schwallgelöteten Platinen.

Bei den Röhrenradios der 50er und 60er Jahre findet man hin und
wieder verborgene Fertigungsfehler, die sich erst nach Jahrzehnten bemerkbar
machen. Im Buch werden Beispiele von keramischen Trimmern und Drahtwiderständen
oder UKW-Drosseln gezeigt. Sehr verbreitet sind vor allem Probleme bei
schwallgelöteten Platinen. Dieses Verfahren wurde bei den deutschen
Radioherstellern ab ca. 1959/60 schrittweise in der Produktion eingeführt.
Schrittweise auch deshalb, weil die Einführung dieser neuen Fertigungstechnik
von ähnlichen Geburtswehen begleitet war, wie Jahrzehnte später
bei Einführung der SMD- Technologie. Dies wird im Vergleich von Bild
1 (Lötzinn unzureichend geflosssen) und Bild 2 (Lötzinn geflossen)
deutlich: Beide Bilder zeigen die Lötstellen der gleichen Röhre
(EABC80) zweier identischer Geräte aus der selben Fertigung,
die Seriennummern liegen dicht beieinander. Dabei muss der Platine insgesamt
schon eine gute Qualität bescheinigt werden (es gibt auch schlechtere
Beispiele). Bei den Bildern 1 und 2 wurde die Platine bereits mit Zahnbürste
und Aceton gereinigt.
Vor einer Wiederinbetriebnahme eines solchen Radios müssen bei
der üblichen Sichtkontrolle die Lötstellen besonders kontrolliert
- und später bei bereits eingeschaltetem Gerät die Platine Stück
für Stück abgedrückt werden. Das Ergebnis dieser Maßnahme
war bei dem Gerät im Bild 1 positiv, der Ton wechselte in der Qualität
zwischen 0% und 100%. Bild 3 zeigt die nachgelötete Röhrenfassung
des Bildes 1, überflüssig zu bemerken, dass das Radio anschließend
nicht mehr zu bremsen war.

Das
übliche Wackeln an den Baugruppen und Teilen reicht hier nicht aus,
denn schmale Leiterbahnen können, unter den Lötmittelresten verborgen,
Risse aufweisen. Zu den unliebsamen Folgen der Schwalllötung gehören
auch mit Schmutz durchsetzte, leitend gewordene Lötmittelreste und
schlechte (kalte) Lötstellen. Diese Lötstellen bestanden zunächst
die Endprüfung, wurden im Laufe der Zeit durch Korrosion auffällig.
Dies führt dann zu Wackelkontakten bzw. Übergangswiderständen,
die die ohnehin heißen Sockelstifte weiter aufheizen können.
Nicht selten sind daher die Platinen bei den Lötstellen der Endröhren
schwarz gefärbt, die Lötmittelreste sind verbrannt. Die Röhrenfassungen
mit besonders hoher Bauform (s. im großen Bild ganz unten) sollten
dem entgegen wirken. Bei den ersten Radios mit "gedruckter Schaltung" findet
man daher die Endröhre auch noch im Chassis belassen vor.
Bild 4 zeigt die noch nicht gereinigten Lötstellen der Endröhre
(EL84) des Gerätes nach Bild 1. Es wird also auch deutlich, dass Qualitätsprobleme
der Schwalllötung in der Regel die gesamte Platine betreffen, lag
doch in einer falschen Temperatur des Lötbades eine der möglichen
Ursachen.
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