Alle hier zusammengefassten Hinweise sind bereits
im Buch beschrieben. Das Buch ist ein Nachschlagewerk. Auf modell- oder
fallspezifische Beiträge wird nicht verzichtet, diese stehen aber
nicht im Vordergrund. Leserfragen lassen vermuten, dass für den noch
wenig erfahrenen Restaurateur der Einstieg in den elektrotechnischen Teil
der Wiederinbetriebnahme nicht immer einfach ist. Vor allem dann, wenn
man den Punkt, ab dem man das Radio eingeschaltet lassen kann um in aller
Ruhe Fehler aufzuspüren, noch nicht erreichen konnte.
Siehe dazu die Allgemeinen Hinweise zum Teil
2 (Seiten 56/57): ... Bitte beachten
Sie unbedingt, dass ein noch unbekanntes Gerät bei der Lokalisierung
von Fehlern immer nur kurzzeitig eingeschaltet werden sollte, solange der
Anodenstrom nicht gemessen und für gut befunden wurde und die Sicherung(en)
überprüft wurde(n).
Hier wollen wir also den Fall betrachten, dass
ein noch wenig erfahrener Restaurateur ein Gerät vor sich hat, dass
dem Anschein nach sehr lange nicht am Netz war und auch ziemlich verwahrlost
aussieht, durch verfärbte Widerstände auffällt oder schon
beim Einschaltversuch Probleme macht. Ein abgeschnittenes Netzkabel, und/oder
eine Netzsicherung mit einem überhöhten Wert
(im Extremfall
mit Draht oder Alufolie überbrückt) würden diesen Eindruck
verstärken. Gelegentlich erübrigt
sich der Hinweis zum Ziehen des Netzsteckers, wenn aus der Rückwand
nur ein kurz abgeschnittenes Netzkabel herausragt: Es handelt sich um ein
Gerät vom Sperrmüll.(S.12)
Selbstverständlich kommen Reinigung und
Sichtkontrolle zuerst. Bei solchen Geräten kann sich gerade der weniger
erfahrene Restaurateur manchmal viel Ärger ersparen, wenn er sich
noch vor dem ersten Einschalten an den Ersatz der sicherheitsrelevanten
- oder besser aller - Folienkondensatoren macht (Siehe dazu im Buch
Seiten 39/40 und 183 - 186).
Lesen Sie auch hier nach: Da wäre noch
die Frage zu klären, ob ein altes Radio, das viele Jahre, manchmal
Jahrzehnte, nicht in Betrieb war, überhaupt einfach so eingeschaltet
werden kann.
(S.13)
Weil
wir annehmen können, dass der Verkäufer das Gerät schon
eingeschaltet hatte, tun wir dies auch. (S. 192)
Falls das Gerät einige Jahre nicht eingeschaltet
war, evtl. die Siebelkos nachformieren (S. Hinweis Seite135
und Abschnitt 2.08).
Weil hier für den noch wenig erfahrenen Restaurateur geschrieben
wird, klammern wir Allstromgeräte aus.
Die Gelegenheit ist günstig, nochmals
darauf hinzuweisen, dass der Anfänger Allstromgeräte meiden sollte.(S.
60)
Bei Kleingeräten gilt: Aber Vorsicht:
Es gibt auch Wechselstromgeräte deren Chassis trotzdem Netzspannung
führt, weil ein Autotrafo (dieser hat keine separate Wicklung für
die Anodenspannung) verwendet wird! (S. 78 oben)
Auf geht's, wir beginnen vorsichtshalber
mit dem Hinweis auf Seite 80:
Eine einfache Methode der Formierung bei länger
nicht benutzten Radios besteht darin, dass die Netzsicherung für ca.
15min durch die im Abschnitt 7.02 beschriebene Prüflampe (7 Watt)
ersetzt wird.
Die Nachformierung
ist sinnvoll, wenn das Gerät einige Jahre nicht in Betrieb war. Das
Bild rechts zeigt die im Buch vorgeschlagene Methode unter Verwendung einer
(handelsüblichen)
220/260 Volt 5/7 Watt Prüflampe (Foto s. Seite 178). Bei einem
Gerät mit Standardröhrensatz (hier: Schatulle H42) ergibt
sich nun am Siebelko eine Spannung von ca. 17 Volt, bei Geräten der
Oberklasse deutlich weniger. Bei Geräten wie z.B. Freiburg automatic
kann man auch zur 15 Watt Prüflampe greifen oder zwei 5/7 Watt Lampen
parallel schalten. Die Spannungswerte sind natürlich bei verschiedenen
Radios - aufgrund schaltungstechnischer Unterschiede - niemals gleich,
sie hängen auch vom Zustand des Elkos ab. Eine niedrigere Gleichspannung
(siehe
links) ergibt sich, wenn statt der Prüflampe ein Hochlastwiderstand
von ca. 20KOhm/5Watt verwendet wird.
Bei Geräten mit Gleichrichterröhre zieht man diese und ersetzt
die Anoden-Kathodenstrecke durch eine Si-Diode, siehe im Bild links. Die
Kennzeichnung der Diode (im Bild am linken Anschluss) entspricht
der Kathode. Bei Zweiweg-Gleichrichterröhren reicht hier die Auswahl
einer Anode. Oder man verwendet ein Solarpaneel
(s. Abschnitt "Diverse Tipps...") zur Formierung..
Es ist kein Fehler, die Formierung einige Stunden andauern zu lassen.
Dies wird vor allem bei älteren Geräten aus der Vorkriegsepoche empfohlen.
Ist die am ersten Siebelko gemessene Spannung null oder fast null,
geht man wie auf Seite 60, letzter Absatz im Buch beschrieben, weiter vor.
Man lötet, Schritt für Schritt, das jeweils nächste Bauteil,
beginnend an der Anodenwicklung des Netztrafos ab und sucht so das kurzschlussverursachende
Bauteil. Im schlimmsten Fall ist es der Netztrafo selbst. Stimmt die Spannung
am ersten Elko, nicht aber am zweiten, ist der Lastwiderstand (Siebwiderstand)
zwischen Netzdrossel und Elko tot. Durchgeschmort oder Drahtbruch. Die
Anode der EL84 liegt in vielen Schaltungen über einen Kondensator
(hier: 1000pF) an Masse. Der Kurzschluss dieses Kondensators gehört
zu den typischen Fehlerursachen, wenn die Netzsicherung auslöst oder
bei einer geflickten bzw. überhöhten Sicherung Ausgangstrafo
und oder Gleichrichter hinüber sind. In diesem Fall zeigen auch die
Siebelkos bei dem Versuch der Nachformierung keine Spannung.
Schalten wir das Gerät während der Nachformierung ab, sollte
die am ersten Siebelko nachgewiesene Gleichspannung nur langsam absinken,
denn es fließt ja noch kein Anodenstrom.
Verläuft die Nachformierung unauffällig, können wir die
Prüflampe durch eine solche ersetzen, deren Wattzahl ungefähr
der Leistungsaufnahme des Radios entspricht. Dabei fangen die Heizfäden
bereits an zu glühen, die Skalenlampen leuchten schwach.
Damit messen wir den Verlauf der Gleichspannung beim Einschalten und
den des Anodenstromes (auch am Gitter der Endröhre), wie im Buch beschrieben,
und wiederholen dann die Messung mit wieder
eingesetzter Sicherung. Das wäre die sehr vorsichtige Vorgehensweise.
Mit zunehmender Erfahrung wird man sicherer in der Beurteilung und
in der Wahl der Vorgehensweise.
Diese Messung mit Nachweis des Einschaltstromstoßes ist im Buch
auf Seite 63 beschrieben, weitere wichtige Messungen auf Seite 196.
Sollten die Messungen bei vorgeschalteter Prüflampe bereits Schlimmes
befürchten lassen, so lässt man diese vorerst angeklemmt, geht
eventuell auf eine Lampe mit niedrigerer Wattzahl zurück und kann
sich damit etwas mehr Zeit für die Fehlersuche lassen.
Aber es läuft nicht immer glatt. Verfärbte oder durchgebrannte
Widerstände (Wert unendlich) weisen auf Kurzschlüsse hin,
die aber einfach Schritt für Schritt (s. oben und Seite 60)
aufgespürt werden können. Stimmt die Anodenspannung am ersten
Siebelko ungefähr, weist ein überhöhter Strom auf Kurzschlüsse
oder auch defekte Koppelkondensatoren, ein zu niedriger Strom auf schlechte
Röhren oder durchgebrannte Widerstände hin. Ein
zu hoher Stromfluss wird häufig durch die Endröhre verursacht,
wenn ein defekter Koppelkondensator für eine zu hohe Gittervorspannung
sorgt
(Seite 62). Aber auch ein Kurzschluss im Kathodenelko
der Endröhre führt zu dem gleichen Effekt, der auch schon mal
durch ein glühendes Anodenblech sichtbar werden kann. Auch der parallel
liegende Widerstand zeigt dann sichtbare Spuren, wie im Bild links.
Um Röhren als Ursache für einen überhöhten Strom
auszuschließen, kann man diese versuchsweise ziehen. Alte Hasen weisen
gerne darauf hin, dass eine Röhre nicht im kalten Zustand der vollen
Anodenspannung ausgesetzt werden sollte. Das ist richtig, steht auch in
den einschlägigen Lehrbüchern, aber in der Reparaturpraxis bleibt
das ohne Folgen. Schließlich müssen die Röhren dies bei
jedem Einschalten des Radios erdulden (ich möchte aber nicht verschweigen,
dass mir auch aus diesem Grund, Geräte mit Gleichrichterröhren
besonders ans Herz gewachsen sind).
Ebenso wird
in den Expertenforen gelegentlich darauf hingewiesen, dass die Heizspannung
mit 6,3 Volt sehr genau, möglichst auch auf eine Dezimalstelle stimmen
müsse, um die Röhren nicht übermäßig zu beanspruchen.
Den Eindruck kann man haben, wenn man sich fragt, warum diese mit einer
Dezimalstelle genau angegeben wird. Das hat einen trivialen Grund, es geht
auf batteriegeheizte Röhren zurück. Damals galten aber andere
Maßstäbe: Die Qualität der Stromnetze in den 50er Jahren
war nicht gerade gut. Über- und Unterspannungen waren normal.
Die wichtigsten Stellen werden noch einmal an Hand des folgenden Schaltbildes (siehe auch im Buch Seite 129) beschrieben. Dies ist ein Schaltungsbeispiel mit einer Gleichrichterröhre EZ80, was die Fehlersuche etwas erleichtert. Die Röhre kann gezogen und auch einfach ersetzt werden.
Vor dem Gleichrichter:
Hauptsächlich bei Röhrengleichrichtern findet man den Kondensator,
der die Anode(n) auf Masse legt. Im Handel sind Kondensatoren 4700pF mit
ausreichender Wechselspannungsfestigkeit (mindestens 400Volt~) verfügbar.
Wenn ein altes Radio wieder für den täglichen Gebrauch fit gemacht
werden soll, ersetze ich alle Kondensatoren im Bereich der Netzspannung
und Anodenwicklung des Netztrafos, auch wenn diese einer Messung standhalten
(siehe
hierzu nochmals Seiten 12 und 76).
Manchmal kommt die Netzspannung gar nicht an der Primärwicklung
des Trafos an. Meistens ist der Netzschalter daran Schuld (s. im Buch
"Nichts geht mehr" ab Seite 58). Die Sicherung haben wir bereits geprüft,
aber auch ein Kabelbruch oder ein loser Draht im Netzstecker kommen als
Ursache in Frage.
Der Gleichrichter
ist leider häufig etwas müde geworden. Man wechselt die Gleichrichterröhre
oder hilft dem Selengleichrichter wie im Buch beschrieben (Seiten 78/79
und 178-180). Das macht man aber erst, wenn man festgestellt hat, dass
der Strom, den der Gleichrichter liefern muss, im Grünen Bereich ist
(Messung
siehe
oben).
Die Siebelkos wurden bereits im Zuge der Nachformierung geprüft,
der Siebwiderstand ebenfalls (siehe oben),
so dass wir jetzt noch die folgenden 3 Fälle behandeln:
1. Anodenstrom zwischen Gleichrichter (+ bzw. Kathode) und erstem Siebelko ist im Grünen Bereich: Schnellprüfung des Koppelkondensators zur Endröhre, wie auf Seite 196, dritter Absatz, beschrieben. Bei Befund ersetzen und Gerät bei Bedarf für weitere Untersuchungen eingeschaltet lassen. Wird am offenen Gerät gearbeitet, Schutzbrille aufsetzen, wenn die Folienkondensatoren nicht ersetzt wurden.
2. Anodenstrom zu hoch oder zu niedrig
Die möglichen Ursachen für einen stark überhöhten
- oder keinen Anodenstrom wurden bereits untersucht, bzw. beschrieben.
Es geht also jetzt um weniger dramatische Abweichungen, die aber ganz sicher
noch zu Fehlfunktionen führen.
Man kann durch Drücken der Tasten UKW-MW-TA prüfen, ob sich
das Fehlerbild ändert. Im Schaltplanausschnitt unten sieht man, dass
durch die Tasten TA (T4) und UKW (U4) bestimmte Bereiche
von der Anodenspannung abgeschaltet werden. Weiter werden die Anoden- und
Schirmgittervorwiderstände und die dazugehörigen Abblockkondensatoren
geprüft, s. Markierung im Schaltbild unten und Seite 63 im Buch.
3. Spannungen und Ströme im Grünen Bereich, aber keine
oder eingeschränkte Funktion.
Bezüglich der Funktionen von hinten nach vorne (von rechts
nach links) durcharbeiten, wie im Buch (hauptsächlich Abschnitt
3) beschrieben. Referenzröhren einsetzen, Fingerprobe (s. Seite
101) am der TA-Buchse, Oszillatoren prüfen (s. Seite 69) und
den Lautsprecher (s. Seite 104 unten) nicht vergessen! Auch Verzerrungen
bei der Wiedergabe können ihre Ursache bei einem Lautsprecher haben
(S.
88/89)..
Kommt man mit den einfachen Prüfungen nicht weiter, so hilft die
bewährte Methode der Signalverfolgung, die aber einen Oszilloskop
und einen Signalgenerator voraussetzt. Es ist aber keine Schande, sich
mit dem Radio jetzt an einen messtechnisch besser gerüsteten Experten
zu wenden.